Der Weg

Ich möchte Euch heute gern noch einmal durch das Gedicht leiten. Die einzelnen Themen, die wir in den Stunden jeweils besprochen haben, kurz zusammenzufassen, sodass das Ganze ein rundes Bild wird.

Dafür lasst es für einen Augenblick ruhig werden, sodass ihr gleich dem Lesen des Gedichtes eure volle Aufmerksamkeit schenken könnt.

„Du musst das Leben nicht verstehen.

dann wird es werden wie ein Fest

und lass dir jeden Tag geschehen. So wie ein Kind im Weitergehen

von jedem wehen, sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn

es löst, sie leise aus den Haaren,

drin sie so gern gefangen waren

und hält den lieben jungen Jahren nach neuen

seine Hände hin.“   (Rainer Maria Rilke)

Wenn wir das Leben nicht verstehen müssen, dann können wir unseren Geist, unseren Kopf mal ein wenig zurückstellen. Wir müssen nicht alles durchdenken und planen. Der Leichtigkeit im Leben können wir so Raum geben, wie beim feiern eines Festes.

Wir können uns jeden Tag geschehen lassen. So wie ein Kind im Weitergehen mit Anfängergeist durch unser Leben stiefeln, laufen, gehen, schleichen – wie auch immer unsere Stimmung gerade ist.

Immer wieder schauen wir neu auf die Dinge und Erfahrungen, die wir vielleicht schon kennen. Sie werden uns, wie die Blüten im Gedicht, geschenkt. Jede einzelne Erfahrung, ein Geschenk, das wir nicht erwarten können, das wir nicht machen können.

Wie die Blüten, die auf uns wehen.

Wir können diese Erfahrungen nutzen, für uns, für unser Leben. Aber wir können sie nicht immer nur aufsammeln, sparen aufheben. Wir brauchen auch Raum, sie neu einzuordnen. Wir brauchen Kapazität für neue Erfahrungen im Jetzt. Nicht das Verweilen im Gestern, dem Schauen auf morgen. Das ist führt uns weg vom gegenwärtigen Sein.

Es geht darum, immer wieder loszulassen, uns zu lösen von dem, was wir besonders schön, besonders angenehm fanden. Auch von dem, was uns gebunden hat, was uns an einer Entwicklung gehindert hat- wie das Kind im Gedicht die Blüten aus den Haaren löst.

Dann kommt diese letzte Zeile, der letzte Hinweis, den Rilke uns gibt:

und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin“

Das kann uns den Hinweis geben, dass wir mit Zuversicht weitergehen können, auch wenn wir etwas losgelassen haben. Wenn wir uns lösen mussten von dem einen oder anderen. Wir können nach Neuem unsere Hände hinhalten mit dem Bewusstsein, dass es auch hierbei wieder so sein wird, das wir es nicht aufheben, nicht sparen können, nicht zurücklegen auf eine Bank für besonders gute Erlebnisse.

Die Zuversicht in der Gegenwärtigkeit steckt für mich in diesen letzten beiden Zeilen. Wie eine Aufforderung, mutig Schritt für Schritt auf dem Weg weiter gehen.

So tun wir es mit unserer Yogapraxis. Wir gehen weiter, machen neue Erfahrungen, bauen auf dabei auf den alten, schon gemachten Erfahrungen auf.

Wir erfahren uns selbst und unsere Praxis, unseren Atem, immer wieder neu.

Heute, jetzt, in diesem Augenblick!

Und so richtet euch dann noch einmal bewusst aus, lasst es ruhig werden, schließt für einen Moment die Augen.

Richtet eure Aufmerksamkeit von innen heraus auf euren Körper:

  • die Aufrichtung.
  • die Ausrichtung im Raum.
  • die Lotrechte vom Kopf bis zum Becken oder Füßen
  • und dann den Atem.
  • der ein und ausfließt und uns von innen heraus ganz leicht bewegt. Der die Verbindung schafft zwischen innen und außen.

Führt eure Hände vor den Herzraum zusammen, spürt die sanfte Berührung der Fingerspitzenpaare.

Vielleicht erinnert sie euch an die Blüten, die Blütenblätter. Die Daumen können auf dem Brustkorb aufruhen.

So finden wir die Verbindung zwischen unseren Händen und unserem Herzraum.

können unsere Handlungen mit unserem Herzraum verbinden. Und wenn ihr es kennt rezitiert mental oder hörbar das

„saha nāvavatu“ als Symbol für das gemeinsame Üben, das gemeinsam auf dem Weg sein.