Gedanken und Worte

Wie schön, dass ihr da seid!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich ist es eine Freude, einen Text zu lesen, der mit angenehmen, guten Worten gestaltet ist. Allein dieses Lesen macht mich ruhig. So geht es mir auch mit dem Gedicht, das ich in diesem Kurs in den Vordergrund gestellt habe.

Allein das Lesen macht mich ruhig, lässt mich ein wenig zurücklehnen und still werden. Es ist, als spüre ich die Worte.

Wir denken in Worten und so kann unser Denken durch diese, uns im positiven Sinne ansprechenden Worte mit beeinflusst werden.

Auch im Alltag ist es also sinnvoll, angenehme, freudige Worte zu nutzen und so natürlich dadurch auch in freudigen, angenehmen Worten zu denken.

Damit auch Ihr euch jetzt noch einmal an dieses Gedicht erinnern könnt lese ich es noch einmal vor und werde dann wieder auf eine bestimmte Textstelle etwas mehr eingehen.

„Du musst das Leben nicht verstehen,

dann wird es werden wie ein Fest

und lass dir jeden Tag geschehen,

so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen

sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,

das kommt dem Kind nicht in den Sinn.

Es löst sie leise aus den Haaren,

drin sie so gern gefangen waren

und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.“

Besonders angesprochen hat mich jetzt beim neuen Lesen dieses Textes, diese Zeile,

„es löst sie leise aus den Haaren“.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Blütenblätter so etwas wie unsere Erinnerungen sind, dann habe ich den Eindruck, dass dieses ‚sie leise aus meinen Haaren zu lösen‘, etwas ganz Sanftes, etwas ganz Liebevolles ist. Die von Rilke gewählten Worte vermitteln diesen Eindruck.

Wie der Umgang mit meinen Gedanken und meinen Erfahrungen mit meinem Erlebten ist, erscheint so ganz fein, ganz leicht. Wie das Lösen der Blütenblätter, die empfindlich und zart sind.

Ich löse diese Erinnerungen und Gedanken aus meinen „Haaren“, wo sie verankert und festgehakt sind. Sie sind da. Sie bleiben da als leichter Abdruck, als feine Veränderung. Aber ich halte mich nicht daran fest, sondern ich schau sie noch einmal liebevoll an, weiß, dass diese Gedanken und Erfahrungen mich prägen, mich ausmachen.

Wenn ich mir dieses „geprägt sein“ freudig und liebevoll anschaue, kann sich meine Haltung dazu verändern – hin zu mehr Leichtigkeit und Weichheit.

So kann es möglich werden versöhnlicher und liebevoll mit mir und meinem Leben umgehen -Mit einer neuen Qualität statt all des Haderns mit dem, was ist und war und was ich vermeintlich bin. Was war, wird ein wenig zurückgestellt und ich nehme es als das, was es ist, mein Leben. Mein Leben so wie es da ist, jetzt in diesem Augenblick. Angeschaut, mit dem Bewusstsein, dass es weitergehen kann mit anderen Gedanken, mit anderen Empfindungen und Erfahrungen.

Wir machen immer wieder neue Erfahrungen, auch auf der Yogamatte und so begeben wir uns auch heute auf den Weg, versuchen, nach und nach ganz liebevoll und freudig mit uns selbst zu sein. Neue Erfahrungen zu machen, anzuschauen und sie eben auch wieder gehen zu lassen mit dem Bewusstsein, dass es im nächsten Augenblick neue Erfahrungen geben kann.

Dieses Wissen um das Wachsen in jedem Augenblick kann uns mit Kraft und Zuversicht für unseren Weg erfüllen.